Freitag, 22. April 2022

#Ukraine – Flüchtlingshilfe hat sich in Dresden eingespielt

Am kommenden Sonntag, 24. April 2022, dauert der russische Angriffskrieg auf die Ukraine bereits zwei Monate. Seither sind nach Angaben des UNHCR mehr als fünf Millionen Menschen aus dem Land geflohen – die meisten in die Nachbarstaaten. Bis zum 22. April 2022 hat die Bundespolizei 369.381 Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland festgestellt. Mindestens 7.183 von ihnen halten sich mittlerweile in Dresden auf. Den Geflüchteten stehen in Dresden zahlreiche Hilfs- und Betreuungsangebote zur Verfügung. Auf den Weg gebracht wurden sie von der Dresdner Bevölkerung, Vereinen und Verbänden, Wirtschaft und Wissenschaft, Religionsgemeinschaften, Bildungseinrichtungen sowie der Stadtverwaltung. Aktuelle Herausforderungen Die Stadtverwaltung Dresden arbeitet weiterhin mit Hochdruck daran, ausreichend Wohnraum für die Geflüchteten zu akquirieren, die Menschen über das Sozialamt mit Angemessenheitsbescheinigungenfür die Übernahme der Mietkosten auszustatten und ausländerrechtlich zu registrieren. Da der Wohnungsmarkt in Dresden seit Langem sehr angespannt ist, werden viele Geflüchtete nur im Umland Wohnraum finden. Aktuell werden elf Sporthallen für die Flüchtlingsunterbringung genutzt. Seriöse Prognosen über die noch zu erwartenden Flüchtlingsankünfte sind jedoch kaum möglich. Aber am Montag, 25. April 2022, geht die erste Turnhalle, vorerst wieder in den Regelbetrieb und ist damit für den Schul- und Vereinssport nutzbar. Am Martin-Andersen-Nexö-Gymnasium heißt es also wieder „Sport frei“ nach den Ferien. Folgen soll Anfang Mai die Turnhalle des Gymnasiums Bürgerwiese. In Abhängigkeit der Lage gehen diese Hallen aber in einen „Stand-by-Modus“. Das heißt, sie können nach Bedarf wieder zur Flüchtlingsunterbringung genutzt werden. Für die Menschen in den großen Sammelunterkünften können die Tage bei längerem Aufenthalt mitunter recht eintönig sein, vor allem für die Kinder. Deshalb werden Beschäftigungsangebote organisiert. Stark nachgefragt sind Sprachkurse für die Geflüchteten aus der Ukraine. In Dresden gibt es acht Träger, die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) geförderte Integrationskurse anbieten.  Ein gesetzlicher Anspruch für ukrainische Geflüchtete besteht nicht, aber die Zulassung ist gegenwärtig nicht begrenzt, sofern freie Plätze verfügbar sind. Darüber hinaus kann man auf eigene Kosten einen Sprachkurs buchen. Schwierig ist derzeit noch die Kinderbetreuung, wenn Mütter an einem Kurs teilnehmen möchten, ihr Nachwuchs aber noch keine Kita oder Schule besucht. Die Stadtverwaltung arbeitet an einer schnellen Lösung. Immer weiter in den Fokus rückt die Betreuung und Behandlung traumatisierter Geflüchteter und ganz allgemein die Flüchtlingssozialarbeit. Die Stadtverwaltung hat dies im Blick und treibt den Ausbau der Angebote voran. Ukrainische Community und Ehrenamt In Dresden gibt es schon lange eine ukrainische Community – zum 28. Februar 2022 waren 1.778 ukrainische Staatsangehörige in der Stadt gemeldet. 2021 haben Menschen, die aus Ukraine stammen, einen Verein in Dresden gegründet – Plattform Dresden e. V. Der Verein engagiert sich aktuell stark in der Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine. Zusammen mit der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Personalpfarrei St. Michael hat der Verein das „Ukrainische Kooperationscenter Dresden“ ins Leben gerufen. Die Stadt Dresden stellt dem Ukrainischen Kooperationscenter seit Montag, 7. März 2022, zwei komplett ausgestattete Büros in Räumlichkeiten der Verwaltung zur Verfügung. Fünf ukrainische Beschäftigte sind befristet bei der Stadtverwaltung angestellt, weitere fünf Rathausmitarbeiter unterstützen die Community und vernetzen sie mit den städtischen Einrichtungen. Das Team betreut die städtische Ukraine-Hotline 0351-4882255 und beantwortet viele Fragen zu Unterbringung, Spenden und ehrenamtlicher Hilfe. Die Sprechzeiten sind Montag und Mittwoch 9 Uhr bis 16 Uhr, Dienstag und Donnerstag 9 Uhr bis 18 Uhr, Freitag 9 Uhr bis 14 Uhr. Bislang hat das Team mehr als 2.300 Anrufe bearbeitet sowie rund 2.800 E-Mails, die unter ukraine-hilfe@dresden.de eingegangen sind. Ein Tätigkeitsschwerpunkt dieses Teams ist die Vermittlung ehrenamtlicher Angebote und privater Unterkünfte an Geflüchtete. Die Hilfsbereitschaft der Dresdner Bevölkerung ist enorm. Bis zum 22. April 2022 sind rund 1.700 Anfragen von Ehrenamtlern eingegangen, darunter 200 von Dolmetschern. Geradezu unverzichtbar ist die private Wohnungshilfe in Dresden. 5.459 Geflüchtete aus der Ukraine sind privat bei Verwandten, Bekannten oder privaten Helfern untergekommen (Stand 22. April). Das sind rund 76 Prozent der registrierten Personen. Dresdnerinnen und Dresdner, die privat Kriegsvertriebene aus der Ukraine aufgenommen haben, erhalten eine sogenannte Gastfreundschaftspauschale. Pro aufgenommener Person werden täglich fünf Euro gezahlt. Das gilt für Erwachsene genauso wie für Kinder. Das Sozialamt überweist die Pauschale an den Unterkunftsgeber. Ukraine-Hilfe-online Unter www.dresden.de/ukraine-hilfe informiert die Stadtverwaltung über Themen wie Registrierung, Unterbringung, Hilfsangebote, Bildung und Arbeit. Die Seite stößt auf großes Interesse, sowohl bei Geflüchteten als auch bei Helfern und interessierten Einwohnern. Vom 24. Februar bis zum 21. April 2022 wurde allein die Einstiegsseite 102.261-mal aufgerufen. Ankunftszentrum Seit Dienstag, 15. März 2022, ist die Messe Dresden Ankunftszentrum für Geflüchtete aus der Ukraine, die in Dresden bleiben. Sie werden von Mitarbeitern der Johanniter-Unfall-Hilfe rund um die Uhr betreut und versorgt. Beschäftigte des Bürgeramtes, des Gesundheitsamtes, des Sozialamtes und des Jugendamtes beraten vor Ort. Mehr als 30 ehren- und hauptamtliche Dolmetscher im Zweischichtbetrieb unterstützen die Verständigung. Ausländerrechtlich registriert sind bisher 5.436 Personen (Stand 22. April). Ausgestattet mit einer Fiktionsbescheinigung können sie einer Arbeit nachgehen oder beim Sozialamt Unterstützungsleistungen für Verpflegung und Unterkunft beantragen. Zum Stichtag 22. April sind 7.009 Personen beim Sozialamt registriert, darunter 2.663 Kinder (38 Prozent), 3.645 Frauen (52 Prozent) und 701 Männer (zehn Prozent). Kinder und Jugendliche Bis zum 22. April hat das Jugendamt 15 ukrainische unbegleitete Jugendliche in Obhut genommen. Sie sind alle im Alter von 14 bis 17 Jahren. Außerdem haben die Mitarbeiter des Jugendamtes bereits in 112 Fällen die Erziehungsberechtigungen für Minderjährige erstellt, die in Fluchtgemeinschaften ohne Eltern nach Dresden gekommen sind. Unterkunft Wer keine privaten Unterkünfte nutzen kann, kommt zunächst in Sammelunterkünften unter. In Dresden sind das Hotels, Turnhallen und das in der Messe Dresden eingerichtete Ankunftszentrum. Die Betreuung und Versorgung der Geflüchteten in den Turnhallen haben mit den Johannitern, den Maltesern und dem Arbeiter-Samariter-Bund hauptsächlich karitative Organisationen übernommen. Im Ankunftszentrum wohnen derzeit 892 Personen, weitere 754 in Hotels, 68 in Wohnungen und elf in Wohnheimen (Stand 22. April). Diese Plätze sind allerdings nur für eine vorübergehende Unterbringung geeignet. Mittelfristig sollen Geflüchtete in private oder kommunal bereitgestellte Wohnungen ziehen oder einen Platz in einem Wohnheim bekommen. Die städtischen Flüchtlingsunterkünfte in Wohnheimen und Wohnungen waren bereits am 30. März 2022 zu 90 Prozent ausgelastet. Die kurzfristige Lösung besteht deshalb darin, verstärkt Wohnungen und ganze Hotels mit Betreiberverträgen anzumieten sowie weitere Flüchtlingsheime einzurichten. Es ist geplant, bis zum 30. Mai 2022 bis zu 400 Wohnungen mit einer Kapazität von 800 bis 1.000 Plätzen anzumieten. Die nach Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) leistungsberechtigten ukrainischen Geflüchtete können Mittel für die Erstausstattung der angemieteten Wohnung beantragen. Erste Beihilfen hat das Sozialamt bereits zur Zahlung angewiesen. Kita und Schule Ein Großteil der bislang rund 2.700 registrierten Flüchtlingskinder aus der Ukraine wird in Dresdner Kitas und Schulen aufgenommen – verteilt über das gesamte Stadtgebiet. Zusätzlich eröffnet die Stadt Dresden am Montag, 25. April 2022, eine Schule für ukrainische Kinder im Dresdner Süden am Höckendorfer Weg. Sie beginnt mit je zwei Grundschul- und Oberschulklassen mit jeweils 23 Kindern. Schulorganisatorisch gehören die Klassen zur 49. Grundschule und 116. Oberschule. Bislang konnten fünf muttersprachliche Lehrkräfte (zwei für die Oberschule, drei für die Grundschule) sowie drei Schulassistentinnen (eine für die Oberschule, zwei für die Grundschule) angeworben werden. Weitere Einstellungen nimmt das Landesamt für Schule und Bildung in Kürze vor. Inzwischen sind 258 Kinder (Stand 21.04.2022) aus der Ukraine für einen Betreuungsplatz in einer Dresdner Kita angemeldet, davon 39 Kinder unter drei Jahren. 178 dieser Kinder haben mittlerweile einen konkreten Betreuungsplatz angeboten bekommen. Im März und April wurden 62 Kinder aus der Ukraine in Dresdner Kitas aufgenommen. Im Mai kommen voraussichtlich weitere 72 Kinder hinzu. Kultur Kultureinrichtungen der Landeshauptstadt Dresden öffnen ihre Türen für Geflüchtete aus der Ukraine und ermöglichen durch besondere Angebote das Ankommen und den Austausch. Die städtischen Bibliotheken erlauben kostenfreie Nutzung der Bibliotheken, die Ausleihe von Büchern und Medien sowie den Aufenthalt in den Räumlichkeiten mit Nutzung des kostenfreien WLAN. Alle Museen der Stadt Dresden bieten kostenfreien Eintritt. Veranstaltungen der Dresdner Philharmonie können ukrainische Geflüchtete entgeltfrei besuchen. Ukrainischen Künstler können bei Bedarf und Verfügbarkeit kostenfrei Räume für Proben oder Treffen zum Beispiel in der Staatsoperette Dresden und im Theaterhaus Rudi nutzen. Das Europäische Zentrum der Künste Hellerau und das Societaetstheater haben in ihren Künstlerapartments und Gästewohnungen ukrainische Künstlerinnen mit ihren Kindern aufgenommen und nutzen ihre bestehenden Kontakte zu Partnern in der Ukraine für individuelle Hilfestellungen. Besonders stark nachgefragt werden Angebote für junge Menschen. Ukrainische Kinder haben die Möglichkeit, speziell für sie entwickelte Theaterworkshops und museumspädagogische Angebote zu besuchen. Hierzu kooperieren das tjg. theater junge generation und die Technischen Sammlungen Dresden mit dem interkulturellen Verein Kolibri, der eine bilinguale Betreuung für viele ukrainische Kinder anbietet. Auch die Jugendkunstschule Dresden öffnet an ihrem Standort in Prohlis immer jeweils am Donnerstagnachmittag die Räume für ein kostenfreies Angebot in Zusammenarbeit mit einer Künstlerin aus der Ukraine.
http://dlvr.it/SP3WCJ

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen