Reste der historischen Mühlentechnik werden ins Beelitzer LAGA-Gelände integriert
Gut verwurzelt ist sie schon, die Birke, die auf den Mauerresten der einstigen Sägemühle auf dem Beelitzer Gartenschaugelände östlich der Treuenbrietzener Straße wächst. Auch aus den Maueraussparungen, in denen einst die vom Mühlenfließ angetriebenen Sägeblätter rotierten, wachsen junge Sträucher und Bäume. Wo einst aus Bäumen Bretter und Balken wurden, sollen zur am 14. April startenden Landesgartenschau die Besucher durch blühende Gärten schlendern – und anhand der Relikte der Mühle nachvollziehen können, wie die Wasserkraft hier einst umgewandelt wurde.
Das Mühlenfließ, welches das Wasser der in einem Bogen um die Altstadt fließenden Nieplitz einst direkt an die Stadtmauer brachte, trieb hier nämlich gleich zwei Mühlräder an, wie Bauleiter Matthias Weigt erklärt: „Ein großes Mühlrad war am Gebäude der noch erhaltenen Wassermühle befestigt, in der Getreide und Öl gemahlen wurden. Ein weiteres Rad auf der gegenüberliegenden Seite trieb die Sägemühle an.“ Dazu war das Mühlenfließ in drei Gänge unterteilt, je einen für die Mühlräder und einen in der Mitte zwischen ihnen. Die Fundamente der Mauern im einstigen Mühlenfließ sind zum Teil erhalten, sodass Besucher dessen einstige Breite genau nachvollziehen können. „Mithilfe dieser Gänge konnte der Müller genau einstellen, wieviel Wasser über welches Rad fließt und wie stark dadurch der Antrieb in der jeweiligen Mühle war“, so der Bauleiter weiter.
In den erhaltenen Mauerresten sieht man noch immer die Durchlässe für die Antriebswellen, die die Wasserkraft zum Sägeblatt transportiert haben. „Wir sichern nur die lockeren Steine oben auf den Mauern, damit sich daran niemand verletzt. Der Rest bleibt originalgetreu“, so Matthias Weigt. Die einstige Antriebswelle ist auch erhalten und wird nahe ihres früheren Einsatzortes ausgestellt. So bleiben die Wege für die Gartenschaugäste frei und trotzdem können sie die Technik erleben – wie auch in der gegenüberliegenden Mühle für Lebensmittel, die derzeit zum Mühlenmuseum umgebaut wird. Auch in ihr ist viel von der historischen Technik erhalten.
Das Mühlenareal, zu dem neben den Gebäuden auch ein Teil des künftigen Gartenschaugeländes gehörte, hat die Stadt der einstigen Besitzerin abgekauft und ihr eine sanierte und altersgerechte Wohnung in direkter Nachbarschaft überlassen. Dadurch entstand die Möglichkeit, den stark sanierungsbedürftigen Gebäudekomplex der 1974 stillgelegten Mühle mit Haupthaus und Remise wieder erlebbar zu machen. Das Mühlenmuseum wird die lange Historie von Mahlstellen in Beelitz dokumentieren: Breits 1416 wird für den Standort an der Treuenbrietzener Straße eine Sägemühle urkundlich erwähnt, vorher wurde wahrscheinlich schon nahe der Slawenburg „Belizi“ wenige hundert Meter flussaufwärts an der Nieplitz Korn gemahlen.
Im Gegensatz zur 1726 errichteten Wassermühle waren von der Sägemühle nur noch Mauerreste erhalten, die teils extra für die Gartenschau wieder freigelegt wurden. Zwischen ihnen entstehen nun Blumenbeete, um sie herum grenzt eine neue, hüfthohe Mauer aus roten Ziegelsteinen den Mühlengarten zum restlichen Gartenschaugelände ab. „Auf dieser Mauer können die Gartenschaubesucher künftig sitzen und das gesamte Mühlenareal mit den verwunschenen Mauerresten und den abwechslungsreichen Beeten auf sich wirken lassen“, so Bürgermeister Bernhard Knuth. Die Mauer wird derzeit von der Beelitzer Firma HWBau errichtet, Ziegel und Fugen sind auf die noch erhaltenen Mauerfragmente abgestimmt. „Von der Mauer aus wird man auch die Kunstinstallation des Mühlrades am Mühlenmuseum bestens bewundern können.“ Die Installation wird noch vor der Frostperiode angebracht und soll gemeinsam mit dem bereits munter plätschernden Mühlenfließ die Geschichte der Stadt künstlerisch neu interpretieren. So ist das Mühlenfließ nur auf etwa einem Viertel der früheren Breite in einem Becken nachempfunden. Auf rund 200 Metern Länge fließt es jetzt von der Mühle zum Stadteingang der Gartenschau.
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